Es gibt viele Menschen, die sofort an Pfarrer Roland Pappe denken, wenn sie das Wort Kirche in Schlierbach hören. 27 Jahre lang wirkte der Seelsorger in dem Kirchenspiel, zu dem 17 Dörfern und über 2400 Gemeindemitglieder gehören.
Unzählige Konfirmanden hat er seitdem ausgebildet, etliche von ihnen mittlerweile verheiratet und auch deren Kinder getauft. "Was, Sie gehen in Pension?", wurde Pfarrer Pappe jüngst gefragt, als im zweiten Jahr Konfirmanden schon ihr 25-jähriges Jubiläum feierten.
Viele von den Menschen, mit denen Roland Pappe im Laufe seines Berufslebens im Schlierbach zu tun hatte, setzen heute das Wort Kirche gleich mit dem Wort Pfarrer Pappe. Sie können sich nicht vorstellen, dass dem menschlichen Wirken das Alter Schranken weist: Mit 65 Jahren wird man halt in den Ruhestand geschickt.
Wie sich Menschen an ihre Kirche gewöhnen, die ihnen einen Beziehungspunkt und auch Sicherheit bietet, so gewöhnen sie sich auch an Menschen, wenn diese viele Jahre mit ihnen in einer Beziehung stehen. "Daher ist für sie ein Ende meiner Arbeit nicht denkbar", weiß Roland Pappe, dem die Tatsache, am Sonntag offiziell entlassen zu werden, offensichtlich auch nicht ganz gefällt.
Sein Amt war anspruchsvoll und "hatte viele Facetten". Nicht nur, dass ein Pfarrer musikalisch sein sollte und gut singen kann oder einen guten Gottesdienst mit einer ebenso guten Predigt zu gestalten. Zu seiner seelsorgerischen Arbeit gehört auch, sich auf alle Menschen einlassen zu können, ihnen zu zuhören und sie in schweren Stunden zu begleiten.
Lehre als Schreiner
Zur Arbeit eines Pfarrers gehört die Pädagogik, die christliche Ausbildung junger Menschen. Und dann muss ein Pfarrer seine Gemeinde verwalten, für seine Mitarbeiter ein guter Vorgesetzter sein. Eine fruchtbare Zusammenarbeit mit den Mitgliedern des Kirchenvorstandes ist gut für die gesamte Pfarrgemeinde.
Profitieren konnte der in Oberhessen geborene Roland Pappe in Schlierbach von seiner Ausbildung. "Ich habe das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg gemacht", berichtete er im Gespräch. "Zuvor habe ich Schreiner gelernt." Hinzu kam ein sonderpädagogisches Studium. Hier werden die Ausbildung und der Umgang für praktisch Bildbare, Menschen mit geistiger Behinderung, gelehrt.
Sein theologisches Studium absolvierte Roland Pappe in Marburg, legte 1976 sein erstes Examen und 1978 sein zweites Examen ab. Seine erste Anstellung fand er im oberhessischen Treysa in Hephata, einer soziale Einrichtung der Diakonie wo Menschen mit Behinderung gefördert und ausgebildet werden.
Später kam Roland Pappe nach Darmstadt und wurde an einer Berufsschule Lehrer für evangelische Religion und Ethik. Einem kurzen beruflichen Aufenthalt in Saudi-Arabien - "meine Frau und die kleinen Kinder konnte ich nicht mitnehmen" - folgte die Bewerbung auf die Stelle in Schlierbach.
"Das war im November 1981", erinnert sich Roland Pappe. In Schlierbach wurde er "Pfarrer auf Lebenszeit", so etwas war in diesen Jahren noch möglich. Heute werden die Pfarrer vielfach nur für zehn Jahre eingestellt, was man auf Antrag aber verlängern lassen kann.
"Allerdings kann auch ein Pfarrer auf Lebenszeit nicht alles machen, und der Kirchenvorstand hat schon die Möglichkeit, ihm die rote Karte zu zeigen", erzählte Pfarrer Pappe. Doch das war in seinem Fall nicht notwendig, auch wenn es um das eine oder andere Thema mal Diskussionen gab. Doch das war ihm lieber, "als wenn da nur Menschen sitzen, die bei allem nicken".
Roland Pappe ließ sich nicht im Amt prägen, sondern prägte das Amt. "Ich wollte keine Rolle spielen", so Pappe im Gespräch. Die Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und mit den Einzelpersonen bewertete er als gut und fruchtbar. "Die 27 Jahre haben Spaß gemacht", blickte Roland Pappe zurück und erinnerte sich auch gerne an seine Zeit als stellvertretender Leiter des Dekanates.
Jetzt richtet sich Roland Pappe mit seiner Familie in seinem neuen Haus in Winkel ein. "Ursprünglich wollten meine Frau und ich zurück zu unseren Wurzeln, doch es hat sich anders ergeben." Er freut sich, mehr Zeit zum Motorradfahren zu haben und er wird öfter zum Schwimmen gehen. "Und dann gibt es noch jede Menge Arbeit in Haus und Garten.
Freitag, 22. August 2008
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